Ein Gen schreibt Geschichte
Entdeckt wurde TKTL1 schon vor mehr als 25 Jahren – bereits zu Beginn der 1990er Jahre identifizierte Dr. Johannes Coy, der damals am Heidelberger DKFZ forschte, das Gen. Überzeugt davon, ein wichtiges Gen gefunden zu haben, setzte Coy seine Forschung fort. Und das, obwohl TKTL1 zunächst als defektes Gen in die Datenbank eingestellt wurde, da ihm wichtige Aminosäuren fehlen. Dadurch wiederum war klar, dass es keiner weiteren Beachtung bedarf, selbst wenn das Gen in der Forschung wieder auftauchte. Coy jedoch war klar, dass, evolutionär gesehen, kleine Fehler auch Verbesserungen mit sich bringen können, und er blieb dran.
Dr. Johannes Coy im Interview – 15 Antworten zum Gen TKTL1
Er erforschte in den folgenden Jahren die Rolle von TKTL1 im Zellstoffwechsel – mit interessanten Ergebnissen. Wir wissen daher beispielsweise, dass es im Herzmuskel nicht aktiv ist und dort daher auch kein Vergärungsstoffwechsel stattfinden kann. Dies schützt den Herzmuskel vor Krebs, und das, obwohl er im Fall einer Erkrankung in ständigem Kontakt mit im Blut zirkulierenden Tumorzellen ist.
Neue Erkenntnisse zum Warburg-Effekt
Im Zusammenhang mit seiner Forschung hat Coy auch den bereits 1923/1924 von Otto Warburg entdeckten „Warburg-Effekt“ neu interpretiert: Er fand heraus, dass die Vergärung von Zucker zu Milchsäure, also ein anaerober Zellstoffwechsel, trotz vorhandenem Sauerstoff, nicht nur von Krebszellen genutzt wird. Dieser Stoffwechsel schützt auch gesunde Zellen unseres Körpers: das sind Zellen wie die in unserer Netzhaut, die durch Sonneneinstrahlung besonders exponiert sind, oder Samenzellen, Spermien, die besonders vor DNA Mutationen geschützt werden müssen. Und letztendlich schalten all unsere Zellen während des empfindlichen Prozesses der Zellteilung auf den Vergärungsstoffwechsel um. Möglich wird dies nur durch die Aktivität des TKTL1 Gens.
Überzeugt, dass dieses Gen auch ein großes Potential für die Diagnostik hat, begann Coy 2007 mit der Arbeit an einem TKTL1-basierten Bluttest zur Erkennung von Krebserkrankungen. Aus dieser Arbeit ging der Bluttest PanTum Detect® hervor, der heute Teil des Krebsfrüherkennungsprogramms „Krebs-Scan“ der HanseMerkur Versicherung ist.
Nobelpreis 2022
Mit der Verleihung des Nobelpreises an Svante Pääbo in 2022 erreicht die Präsenz dieses Schlüsselgens in den Medien einen vorübergehenden Höhepunkt. Eine Vielzahl an internationalen Studien lassen erahnen, welche Möglichkeiten sich, vor allem im Bereich der Medizin, in den nächsten Jahren ergeben werden – oder sogar schon ergeben haben.
Prof. Dr. Svante Pääbo | Bildquelle: ©Frank Vinken
Ein Gen schreibt Geschichte
Dr. Johannes Coy
Entdeckt wurde TKTL1 schon vor mehr als 25 Jahren – bereits zu Beginn der 1990er Jahre identifizierte Dr. Johannes Coy, der damals am Heidelberger DKFZ forschte, das Gen. Überzeugt davon, ein wichtiges Gen gefunden zu haben, setzte Coy seine Forschung fort. Und das, obwohl TKTL1 zunächst als defektes Gen in die Datenbank eingestellt wurde, da ihm wichtige Aminosäuren fehlen. Dadurch wiederum war klar, dass es keiner weiteren Beachtung bedarf, selbst wenn das Gen in der Forschung wieder auftauchte. Coy jedoch war klar, dass, evolutionär gesehen, kleine Fehler auch Verbesserungen mit sich bringen können, und er blieb dran.
Er erforschte in den folgenden Jahren die Rolle von TKTL1 im Zellstoffwechsel – mit interessanten Ergebnissen. Wir wissen daher beispielsweise, dass es im Herzmuskel nicht aktiv ist und dort daher auch kein Vergärungsstoffwechsel stattfinden kann. Dies schützt den Herzmuskel vor Krebs, und das, obwohl er im Fall einer Erkrankung in ständigem Kontakt mit im Blut zirkulierenden Tumorzellen ist.
Neue Erkenntnisse zum Warburg-Effekt
Im Zusammenhang mit seiner Forschung hat Coy auch den bereits 1923/1924 von Otto Warburg entdeckten „Warburg-Effekt“ neu interpretiert: Er fand heraus, dass die Vergärung von Zucker zu Milchsäure, also ein anaerober Zellstoffwechsel, trotz vorhandenem Sauerstoff, nicht nur von Krebszellen genutzt wird. Dieser Stoffwechsel schützt auch gesunde Zellen unseres Körpers: das sind Zellen wie die in unserer Netzhaut, die durch Sonneneinstrahlung besonders exponiert sind, oder Samenzellen, Spermien, die besonders vor DNA Mutationen geschützt werden müssen. Und letztendlich schalten all unsere Zellen während des empfindlichen Prozesses der Zellteilung auf den Vergärungsstoffwechsel um. Möglich wird dies nur durch die Aktivität des TKTL1 Gens.
Überzeugt, dass dieses Gen auch ein großes Potential für die Diagnostik hat, begann Coy 2007 mit der Arbeit an einem TKTL1-basierten Bluttest zur Erkennung von Krebserkrankungen. Aus dieser Arbeit ging der Bluttest PanTum Detect® hervor, der heute Teil des Krebsfrüherkennungsprogramms „Krebs-Scan“ der HanseMerkur Versicherung ist.
Nobelpreis 2022
Prof. Dr. Svante Pääbo | Bildquelle: ©Frank Vinken
Mit der Verleihung des Nobelpreises an Svante Pääbo in 2022 erreicht die Präsenz dieses Schlüsselgens in den Medien einen vorübergehenden Höhepunkt. Eine Vielzahl an internationalen Studien lassen erahnen, welche Möglichkeiten sich, vor allem im Bereich der Medizin, in den nächsten Jahren ergeben werden – oder sogar schon ergeben haben.